Panama Papers: Geheimgeschäfte der Mächtigen

Panama Papers (deutsch: Panama Papiere) haben Anfang April 2016 für viel Aufsehen gesorgt. Geben sie doch zahlreiche Geldwäsche- und Steuerdelikte bekannt, die eigentlich im Verborgenen bleiben sollten. Doch was sind die viel zitierten Panama Papers und was enthüllen diese? Dieser Artikel erklärt den Ursprung der Panama Papers und was die Inhalte belegen, die seit dem 03. April 2016 an die Öffentlichkeit gelangten?

Was sind Panama Papers?

Panama Papers bezeichnen die vertraulichen Dokumente der panamaischen Offshore-Firma „Mossack Fonseca“. Die Panama Papers beinhalten viele Steuerverstösse, Geldwäschedelikte sowie den Bruch von UN-Sanktionen der Kunden des Dienstleisters.

Ein Datenleck sorgte dafür, dass ein Datenvolumen von 2,6 Terabyte entstehen konnte, dessen Inhalte an die Öffentlichkeit gelangte. In zahlreichen Ländern sorgten die Panama Papers für Debatten über Briefkastenfirmen, Steueroasen und die Sicherheit von Daten. Die Offshore-Leaks geben einen Einblick in die Welt, die eigentlich im Verborgenen existieren sollte.

Was beinhalten die Panama Papers?

Amazon Panama Papers: Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung
Panama Papers:

Die Panama Papers beinhalten ca, 11,5 Millionen Faxnachrichten, Bankauszüge, Rechnungen, Kreditverträge, Briefe, E-Mails, Bilder und Gründungsurkunden. Diese Dokumente sind als Textdateien oder PDF-Dateien verfügbar und beinhalten Unterlagen aus den Jahren 1977 bis 2016.

Die Dokumente der Offshore-Leaks belegen, wie die weltweite Industrie in aller Verschwiegenheit Geschäfte verwaltet. Banken, Vermögensverwalter, und Anwaltskanzleien verwalten Besitztümer von Fifa-Funktionären, Drogenschmugglern, Sport-Stars, Prominenten und Politikern, die verheimlicht werden sollten und durch Offshore-Leaks nun ans Tageslicht gekommen sind.

Woher kommen die Panama Papers?

Die Panama Papers wurden seitens eines anonymen Whistleblowsers zunächst der „Süddeutschen Zeitung“ im Jahre 2015 zugespielt. Der anonyme Whistleblower sendete unter dem Fake-Namen „John Doe“ an die Süddeutsche Zeitung die Informationen. Der anonyme Informant wollte, dass mit den Informationen Straftaten öffentlich werden und verzichtete auf ein Honorar.

Die verschlüsselten Daten wurden vor einem Jahr übermittelt und gibt interne Dokumente der Kanzlei Mossack Fonseca bekannt. Die Süddeutsche Zeitung setzte sich mit dem „International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) in Verbindung. Die ICIJ koordinierte die Auswertung der Daten, die ein Jahr andauerte. Die ersten Ergebnisse der Auswertungen wurden von 109 Zeitungen, Online-Medien und Fernsehsender gleichzeitig am 3. April 2016 veröffentlicht. Nicht veröffentlicht wurden die Originaldaten, aber zahlreiche bekannte Persönlichkeiten tauchten in den Ergebnissen auf.

Wer kooperierte weltweit?

Die Dokumente wurden zusammen mit der ICIJ ausgewertet. Bereits zuvor hatte das internationale Konsortium mit Recherchen bezüglich der Offshore-Leaks begonnen, an denen auch die Süddeutsche Zeitung beteiligt gewesen ist. Bislang sind die Panama Papers die weltweit größte Zusammenarbeit internationaler Journalisten. Rund 80 Länder, mehr als 100 Medienorganisationen und rund 400 Journalisten arbeiteten zusammen und recherchierten in den vergangenen 12 Monaten in den Unterlagen.

Die Daten

Insgesamt umfasst die Daten-Menge der 11,5 Millionen Dokumente. Das sind mehr als die veröffentlichten Offshore-Leaks, Botschaftdepeschen, Swiss-Leaks und Lux-Leaks zusammen. Es handelt sich bei den Daten zum größten Teil um PDFs, E-Mails und Fotodateien sowie Auszüge von Bankkonten. Alle Daten stammen von einer internen Datenbank der Kanzlei Mossack Fonseca und reichen bis in die früher 70er Jahre zurück. Die Authentizität der Daten wurde seitens der Süddeutschen Zeitung auf vielerlei Weise geprüft. Hierzu bediente sich die Süddeutsche Zeugenaussagen, öffentlichen Registern sowie Gerichtsurteilen.

Bereits vor zwei Jahren erste Daten

Die deutschen Behörden erhielt bereits vor ca. zwei Jahren seitens eines Whistleblowers interne Informationen der panamaischen Kanzlei. Der damalige Datensatz war erheblich kleiner und älter als der jetzige. Der alte Datensatz beinhaltete nur ein paar hundert Offshore-Firmen. Durch diese Informationen war es den Journalisten der Süddeutschen Zeitung jedoch möglich, zumindest Teile der Dokumente zu vergleichen.

Wie funktionieren Briefkastenfirmen?

Die geleakten Daten zeigen eine Struktur. Die Kanzlei hatte für jede Briefkastenfirma einen gesonderten Ordner angelegt. In diesem Ordner befanden sich alle eingescannten Dokumente, Verträge, E-Mails sowie weitere Schriftstücke, die im Zusammenhang mit der jeweiligen Briefkastenfirma stehen. Manchmal umfasste ein Ordner mehrere 1000 Seiten Material. Damit der Berg von Daten überhaupt untersucht werden konnte, war es nötig, die Dateien zu identifizieren. Dies gelang mit dem bereits erwähnten Programm Nuix.

Geheimgeschäfte der Mächtigen AmazonDie Süddeutsche Zeitung und die ICIJ brachte mit Hilfe von hochleistungsfähigen Rechnern die Dokumente in eine maschinenlesbare Form. Dadurch waren die Daten der Briefkastenfirmen leicht zu durchsuchen. Dieser Prozess wird als „OCR“ (Optical Character Recognation) bezeichnet. Diese optische Zeichenerkennung sorgte dafür, dass aus unterschriebenen Verträgen, eingescannten Ausweisen und Bildern der Briefkastenfirmen ein recherchierbarer Text werden konnte. Dieser Schritt war nötig, damit Journalisten in der Lage waren, eine möglichst große Menge der Daten über eine einfache Suchmaske, die mit Google vergleichbar ist, zu untersuchen. Mit Hilfe der digitalen Aufbereitung konnten die Daten mit Hilfe von Listen durchsucht werden. Die Namen wichtiger internationaler Persönlichkeiten, Sportstars und Politiker befanden sich in diesen Listen. Durch den mächtigen Suchalgorithmus können innerhalb weniger Minuten die Listen von 11,5 Millionen Dokumenten durchforstet werden.

Weder die Originaldokumente noch die Rohdaten möchte die Süddeutsche Zeitung an die internationalen Strafverfolgungsbehörden weiterleiten. Verschiedentlich stieß diese Vorgehensweise im Bereich der Offshore-Leaks auf Kritik. Doch einige der Dokumente konnten offenbar online zugestellt werden und gelangten an die Öffentlichkeit.

Die Recherche

Die gefundenen Namen in den Panama Papers waren der Beginn intensiver Recherchearbeit. Es musste herausgefunden werden, welche Rolle die Person in den Firmengeflechten der Briefkastenfirmen spielte und woher das Geld stammte. Wichtig was auch, herauszufinden, ob das Konstrukt der Briefkastenfirmen illegal war.

Was sind Briefkastenfirmen?

Es ist nicht generell illegal eine Offshore-Firma zu besitzen. Bei einer Reihe von Geschäften ist es sinnvoll, zu einer solchen Firma zu greifen, vor allem, wenn sich diese im Ausland befindet und dort Geschäfte abgewickelt werden. Briefkastenfirmen hingegen, die von der Kanzlei Mossack gegründet und betreut worden, geben jedoch preis, dass diese nur gegründet wurden, damit die wahren Inhaber nicht erscheinen. Der Name der Kunden sollte geheim bleiben und Vermittler, Anwälte oder Vermögensberater haben Strohmänner eingesetzt, um die Spuren zu vertuschen. Die Unterlagen zu den Briefkastenfirmen wurden im Rahmen der internationalen Kooperation studiert und geprüft. Ebenfalls wurden Experten zu Rate gezogen.

Wer steckt hinter den Briefkastenfirmen?

Hinter den Briefkastenfirmen verstecken sich teilweise Kriminelle, Mitglieder der Mossack Fonseca und diverse Mafia-Banden. Die Briefkastenfirmen führten zu korrupten Staatschefs, zeigten Spuren zu Bestechungsskandalen. Der spektakulärste Teil der Panama Papers offenbarte, dass auch frühere und aktuelle Staatschefs sowie Spitzenpolitiker zu den Briefkastenfirmengriffen. Weiter sind nahezu 130 weitere weltweite Politiker in den Panama Papers zu finden.